Ich fühlte mich nach dem Training der letzten Wochen soooo alt, als ich mit meiner Tochter Ina im Morgengrauen nach Langenau zum Internationalen Sommercamp des Baden Württembergischen Karate Verbands fuhr. Die Vorfreude, mit einigen hundert Karatekas bei den besten Trainern der Welt zu trainieren ließ dann aber die Wehwehchen verblassen. Um den Tag auszunutzen hatte ich extra Urlaub genommen. Mit Stöcken und Tonfas bewaffnet, standen wir dann in der Halle und warteten gespannt auf den Kobudo Großmeister Measara. Da viele recht unbedarft und ohne Waffen zu der Waffeneinheit kamen, musste das vorhandene Arsenal auf alle aufgeteilt werden. Danach improvisierte Meister Measara mit Unterstützung von Sensei Fröhlich mit den wenigen Waffen und wir lernten verblüffende Anwendungen mit Tonfas und dem Langstock Bo und konnten von seinem tiefen Wissen zu den traditionellen Hintergründen profitieren.
Nach einer kurzen Pause bekamen wir dann bei Bundestrainer Karmitsos einen Eindruck, was es heißt, wenn eine Rappel volle Halle von Trainierenden das gleiche Ziel haben, ihr Karate zu verbessern. Sensei Karamitsos legte als Schwerpunkt Wert auf Bewegungsoptimierung am Beispiel der Kata Kanku Dai.
Dem eher statischen Kata Training folgte dann ein hoch dynamisches Kampftraining bei dem österreichischen Nationaltrainer Daniel Devigili. Regelrecht freigebrannt nach den Aufwärmübungen, konnten wir dann bei den Übungen zum Ausweichen und peripheres Wahrnehmen, die Sau rauslassen :-) Viele dieser Ideen sind bereits für mein Training eingeplant ;-)
Gestärkt und ausgeruht nach der Mittagspause konzentrierten wir uns dem Weltspitzentrainer Campari auf die ursprünglichen Ausführungen und Anwendungen der Kata Enpi. Campari faszinierte auch dieses mal mit seinen präzisen Techniken.
Besonders gespannt waren wir auf den Japanischen Nationaltrainer Nishimura und Weltmeister Uchida. Die erste Herausforderung war dann auch schon das Angrüßen, bei dem Sensei Nishimura auf den original japanischen Text bestand, bei dem viele überfordert waren. Bei den folgenden Faust und Fuß Kombinationen wurde klar, warum er für die japanischen Kämpfer verantwortlich ist. Alles wurde in hoher Frequenz und Geschwindigkeit trainiert. Von seinen kreativen Übungen werden meine Schüler in Zukunft auch profitieren. Das Thema der zweiten Hälfte war unter Sensei Uchida aufeinander aufbauende Fußtechniken. Für meine Hüfte waren vor allem die Tritte zum Kopf wegen meines ca 2 Meter großen Partners eine Herausforderung. Zum Glück hatte ich für die Finaltechnik, dem Skorpion-Kick mit Überschlag, wieder meine Tochter als Partner.
Danach hieß es schnell die Halle wechseln. Rudi Eichert bot eine Fortbildung für Trainer mit dem Thema aktuelle Wettkampftechniken und deren didaktischer Aufbau an. Anfangs tat ich mir als „Old School Kämpfer“ schwer mit den ungewohnten Ausführungen, lernte dann aber die Vorteile zu schätzen, was ebenfalls in meinen nächsten Kumite Einheiten thematisiert wird.
Nach den 7 Stunden Training war dann ein toller Tag mit vielen neuen Eindrücken zu Ende und meine Zipperlein, die ich morgens noch hatte, waren wie weggeblasen. So etwas müsste es eigentlich auf Krankenschein geben.
Am nächsten Tag absolvierte Ina das gleiche Pensum und hatte dabei unsere Dan Anwärterin Tamara als Partner an ihrer Seite.