Zum Abschluss unseres Ferienprojektes "Selbstverteidigung" stand eine Einheit mit dem Schwerpunkt "Einsatz von Pfefferspray".
Sprühversuche mit Pfefferspray im Zuge unseres SV Ferienprojekts
Unserer Meinung nach, gehören zur Selbstverteidigung auch Überlegungen zur Abwehr von Tieren. Dazu testeten wir verschiedene Pfeffersprays, die in Deutschland als Tierabwehrsprays zugelassen sind. In anderen Ländern und bei Behörden werden sie auch wirkungsvoll gegen Angreifer eingesetzt. Da wir natürlich nicht an Tieren testen wollten, entschlossen wir uns zum Selbstversuch. Zudem unterstützte uns ein im Umgang mit Pfefferspray erfahrener Polizist mit der notwendigen Theorie.
Erwähnenswert ist, dass die Pfeffersprays für Tierabwehr bestimmt sind. Wenn sie in einer Notwehr- oder Nothilfe-Situation zur Hand sind, können sie nach unserem Kenntnisstand auch gegen Menschen eingesetzt werden.
Ballistischer Strahl aus ca. 5m Entfernung vorsichtig in die Menge:
(Mit diesem Versuch wollten wir einen vorsichtigen Eindruck von der Wirkung bekommen)
Wir wurden von einigen wenigen Spritzern im Gesicht und auf der Kleidung getroffen. Es war keinerlei Wirkung zu spüren.
Konischer Strahl aus ca. 3m Entfernung über die Köpfe hinweg:
(Nach dem ersten, eher enttäuschendem Versuch, testeten wir ein anderes Spray)
Der Wirkstoff kam von oben auf unsere Köpfe mit kaum Wirkung. Ich wollte daraufhin durch die vor mir stehende Wolke laufen und kam genau einen Schritt weit. Die Wirkung kam schlagartig und heftig. Ich musste zu Boden und bekam meine Augen nicht mehr auf, da sie fürchterlich brannten. Zudem wurde mir etwas übel und meine Umgebung konnte ich kaum noch wahrnehmen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich dass das eine bescheuerte Idee von mir war.
Nach ein paar Minuten konnte ich dann wieder aufrecht stehen und mir die Augen mit einer Flasche Mineralwasser ausspülen. Danach ließ die Wirkung rasch nach.
Für Jochen und Uwe kam dann später noch eine interessante Erfahrung dazu. Sie hatten den Wirkstoff von oben ohne nennenswerte Wirkung in die Haare bekommen. Beim Duschen lief ihnen dann der Pfeffer in die Augen was die gleichen, wenn auch schwächeren, Auswirkungen wie bei meinem Kontakt mit der Wolke hatte. Tipp: Beim Duschen nach Pfefferspray-Kontakt unbedingt die Augen geschlossen halten und mehrfach abseifen – ist wirklich besser :-)
Konischer Strahl bei Gegenwind:
Der Strahl sprühte ca. 2m weit und kam mir nach ca. einer Sekunde dann auch sehr schnell wieder entgegen. Da wir Tageslicht hatten konnte man die Wolke sehr gut sehen. Ich versuchte mich vor meiner eigenen Pfefferwolke zur Seite in Sicherheit zu bringen, wurde aber an einem Auge noch getroffen. Die Wirkung auf mich, war anfangs recht wenig, wurde dann aber durch Augenreiben sehr unangenehm, beeinträchtigte mich aber nicht sonderlich.
Konischer Strahl in die Augen und der Versuch, danach auf eine Pratze zu schlagen:
Uwe wurde im Gesicht getroffen. Er konnte sofort auf das vorbereitete Schlagkissen einschlagen, obwohl seine Augen zukrampften. Es gelang ihm, die Augen beim Schlagen einen Moment zu öffnen um sich zu orientieren. Dann konnte er nur noch blind schlagen. Die Schläge waren ein paar Sekunden recht hart, bis er dann zusammen krampfte. Nach der Aufforderung, weiterzuschlagen, konnte er sich sogar noch einmal zusammenreißen und erneut eine Serie in das Schlagkissen setzen, bis ihn dann die Wirkung endgültig stoppte.
Nach einer Augenspülung mit 1.5 Liter Wasser ging es ihm dann recht schnell wieder besser.
Aus seiner Sicht hörte es sich so an:
Nachdem ich vom Pfefferspray getroffen worden bin, gingen sofort die Augen zu. Ich verspürte sehr starkes Brennen, konnte aber noch blinzeln und damit die Pratze kurz sehen. Die zwei Serien auf der Pratze gingen relativ gut, das Schlagen hat sogar von den starken Schmerzen abgelenkt. Nachdem ich aufgehört hatte zu schlagen, war ich ziemlich fertig. Die Augenspülung war nötig. Danach konnte ich die Augen, wenn auch unter Schmerzen, öffnen. Ich hatte das Gefühl wie unter Alkoholeinwirkung zu stehen, leichte Orientierungslosigkeit und wackliger Gang. Armin half mir in das Gymnastikstudio zu gehen, dort packte ich meine Trainingstasche und ging duschen, danach war alles wieder in Ordnung. Anschließend im Biergarten war für eine kurze Weile (ca. 30 Minuten) brennen auf der Haut (im Gesicht) zu spüren.
Sprühversuch verschiedener Dosengrößen auf ein Ziel (die Blüte einer Hecke):
16mg konischer Strahl:
Sprühdauer ca. 2 Sekunden. Müsste gerade so ausreichen. Vorausgesetzt, es wird konsequent und gut gezielt gesprüht. Wenn das Spray zu vorsichtig angewendet wird, das heißt in kleinen oder vorsichtigen Stößen, ist die Wirkung vermutlich nicht sichergestellt.
53mg konischer Strahl:
Sprühdauer ca. 4-5 Sekunden. Reicht unserem Gefühl nach gut aus, auch wenn in der Hektik nicht genau gezielt wird, das Ziel ausweichen will und nach korrigiert werden muss, oder bei 2 Angreifern.
Unser Fazit:
Pfefferspray ist eine wirksame und auch für Ungeübte sowie körperlich Unterlegene, einfach anzuwendende Methode sich zu verteidigen.
Allerdings gibt es einiges dabei zu bedenken:
Die Handhabung ist recht einfach, sollte aber in einer stressfreien Situation ausprobiert werden.
Wir denken,dass es sehr vorteilhaft ist, mit Übungssprays erste Erfahrungen zu sammeln, und auch einmal mit einem richtigen Spray Zielübungen durchzuführen.
Durch Gespräche mit Polizisten hörten wir unterschiedliche Berichte über die Wirkung im Einsatz. Von sehr effektiv bis wenig oder erst zeitversetzt wirksam, waren die Meinungen gestreut (unsere Selbstversuche haben uns aber überzeugt). Es ist wohl wie mit allem, eine 100%ige Garantie gibt es nirgends. Es gibt sicherlich Personen oder Tiere, die darauf unempfindlich sind oder dann erst recht durchdrehen.
Zudem gibt es wohl auch Unterschiede bei ballistischem (Polizei) und konischem Strahl, der durch die feinere Zerstäubung vermutlich schneller wirkt. Für wissenschaftliche Versuchsreihen darüber, fehlen uns bisher die Freiwilligen.
Der konische Strahl bildet eine recht gute Abwehrwolke zwischen mir und dem Angreifer und ist einfach handzuhaben.
Der ballistische Strahl hat eine größere Reichweite und ist besser bei (Gegen-) Wind. Er kann gezielter eingesetzt werden, allerdings muss auch genauer gezielt werden (schwierig bei Ungeübten, bei Stress und schlechten Lichtverhältnissen).
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Ausführungen sollte man sich bewusst machen.
Man sollte sich im Vorfeld klar werden, ob man Pfefferspray überhaupt einsetzen will. Wenn es nur zur Abschreckung mitgeführt wird, ist es wohl besser, es erst gar nicht mitzunehmen. Für Anwender mit großen Skrupeln gibt es Reizstoff Neutralisator für danach.(z.B. First Defense Pepperspray MK-3 Cool It)
Aber bitte dabei nicht die eigene Sicherheit aufs Spiel setzen.
Das Mitführen von Pfefferspray ist in Deutschland nur zur Tierabwehr erlaubt. Wenn es allerdings zu einer Selbstverteidigungs- bzw. Nothilfe-Situation gegen Menschen kommt und das Spray zur Hand ist, kann es nach unserem Kenntnisstand eingesetzt werden.
Mit Wasserspray kann die Handhabung von Abwehrsprays gefahrlos geübt werden.